Als erste Stadt Tirols setzt sich die Stadt Schwaz aktiv für die Rehkitzrettung mit Drohne und Wärmebildkamera ein. In Zusammenarbeit mit der örtlichen Jägerschaft hat die Stadt eine Drohne angeschafft, die derzeit täglich vor den Mäharbeiten der Schwazer LandwirtInnen im Einsatz ist. Allein in den ersten beiden Tagen konnten 12 Rehkitze gerettet werden.
Montagfrüh, 6.00 Uhr am Schwazer Berg, einem Ortsteil der Silberstadt Schwaz in 750 Metern Seehöhe. Hier liegen die zu mähenden Weiden direkt neben dem Wald. Eine orange Drohne, ausgestattet mit Wärmebildkamera, überfliegt systematisch die Wiesen. Nach kurzer Zeit sind am Bildschirm tatsächlich zwei kleine weiße Punkte zu erkennen. Die Jäger Georg Danzl und Norbert Kreutner machen sich auf den Weg um nachzusehen, ob es sich auch wirklich um Kitze handelt. Angeleitet werden sie via Funk von Anton Krieg, der die beiden Kitze mit der Drohne aufgespürt hat und sie auf dem Display genau lokalisieren kann. „Wenn wir die Kitze retten, sehen wir sie teilweise erst, wenn wir direkt vor ihnen stehen“, erklärt Hannes Druckmüller, Pächter der Genossenschaftsjagd Schwaz. Die beiden Kitze werden von den Jägern behutsam aus dem Gras gehoben und in Obstkisten an einen sicheren Ort gebracht. Nach der Mahd werden die Kitze wieder am selben Ort ausgesetzt und können zu ihrer Mutter zurückkehren. „Wir waren selbst überrascht, wie viele Kitze wir allein schon in zwei Tagen durch diese Art der Rehkitzrettung vor dem sicheren Mähtod bewahren konnten“, betont Hannes Druckmüller. „Ein Kitz haben wir in unmittelbarer Nähe eines Weges gefunden. Ohne Hilfe der Drohnenaufnahmen wäre es unmöglich gewesen, es zu entdecken.“
Rehkitze kommen in den Monaten Mai und Juni zur Welt. In den ersten Tagen nach der Geburt werden sie von ihren Müttern zum Schutz in hohes Gras abgelegt. Vor natürlichen Fressfeinden wie Füchsen sind sie dort gut geschützt, allerdings nicht vor Mähmaschinen. Für die LandwirtInnen ist es unmöglich, die Rehkitze frühzeitig zu entdecken. Der Tiroler Landesjägerverband beziffert die Zahl österreichweit auf rund 25.000 Kitze, die alljährlich Opfer von Mähwerken werden.
Bürgermeister Hans Lintner hat keine Minute gezögert, als die Schwazer Jagdpächter mit der Bitte auf ihn zukamen, eine Drohne für die Rehkitzrettung anzuschaffen. „Wir leisten hier einen wichtigen Beitrag für den Schutz von Wildtieren“, erklärt Lintner. „Gleichzeitig helfen wir den örtlichen LandwirtInnen, die ja genauso Interesse daran haben, den Tod und Verletzungen von Rehkitzen bei der Mahd zu verhindern.“ Für die Bauern und für die Jägerschaft ist der Einsatz der Drohne kostenlos. Die Anfrage ist unkompliziert. Ein kurzer Anruf beim Waldaufseher der Stadt Schwaz, Gottfried Anfang genügt, und das Team der Drohnenrettung kommt direkt zum zu mähenden Feld. In wenigen Minuten ist die Wiese überflogen, die Rehkitze sind gerettet und das Gras kann ohne Zwischenfälle gemäht werden.
Für die Anschaffung der Drohne wurden von Seiten der Stadt Schwaz 10.000 € investiert. Bedienstete der Stadt Schwaz und der Freiwilligen Feuerwehr Schwaz haben in den letzten Monaten die Ausbildung absolviert, um die Drohne fliegen zu können. Die Rehkitzrettung ist nur eines der Themen, bei welchen die Drohne zukünftig zum Einsatz kommen soll. Gerade im Katastrophenschutz, etwa bei Wildbachthemen sind Drohnenflüge und -aufnahmen äußerst hilfreich und geben den Entscheidungsträgern ein genaueres Bild.
Die Rehkitzrettung via Drohnenflug wird dieser Tage in Schwaz fortgesetzt.
Interessierte LandwirtInnen aus Stadtgemeinde Schwaz können sich direkt bei der Rathausinfo unter folgender Telefonnummer melden: 05242/6960-100.